Warum Moore sofort geschützt werden müssen
92 Prozent der Moore in Deutschland sind heute entwässert. Moorböden wurden insbesondere für die landwirtschaftliche Nutzung als Ackerbauflächen entwässert
und über Jahrzehnte vollkommen trockengelegt. Diese entwässerte, landwirtschaftliche Nutzung der Flächen ist endlich. Sie ist ökonomisch wie
ökologisch nicht nachhaltig. Ein großer Teil der Moorböden ist außerdem stark belastet mit Nährstoffen. Auch die Klimakrise setzt den Mooren stark zu. Der
Temperaturanstieg etwa führt Veränderungen im Wasserhaushalt der Moore, ihr Wasserstand sinkt weiter ab. Dadurch kommt der Torf in den Mooren mit Luft in
Berührung und große Mengen des über Jahrtausende gespeicherten Kohlenstoffs werden als Treibhausgase freigesetzt. Er verbrennt förmlich. Das wiederum
beschleunigt die Klimakrise.
Es gibt in Deutschland rund 1,8 Millionen Hektar Moorböden, ein Großteil davon im Norddeutschen Tiefland und im Alpenvorland. Obwohl das nur rund 5 Prozent der
gesamten Landesfläche Deutschlands ausmacht, ist in diesen Moorböden genauso viel Kohlenstoff gespeichert wie in den deutschen Wäldern. Diese Ökosysteme
müssen daher geschützt und ihre Wasserstände angehoben werden, damit die Kohlenstoffspeicher in den Moorböden erhalten werden. Nur so kann es in
Deutschland gelingen, bis 2045 treibhausgasneutral zu leben und zu wirtschaften.
Die Nationale Moorstrategie der Bundesregierung
Die Nationale Moorschutzstrategie ist eine gemeinsame Strategie der gesamten Bundesregierung.
https://www.bmuv.de/download/nationale-moorschutzstrategie
Kabinett beschließt Nationale Moorschutzstrategie Pressemitteilung des Bundesumweltministeriums vom 9 11. 2022
Maßnahmen für den Moorschutz
Die Nationale Moorschutzstrategie enthält Maßnahmen in zehn verschiedenen Handlungsfeldern. Dazu gehören zum Beispiel:
• Schutz und Wiederherstellung naturnaher Moore
Vollkommen natürliche Moore gibt es in Deutschland nicht mehr, sie sind größtenteils beeinträchtigt und entwässert. Dadurch werden jährlich 53 Millionen Tonnen
Kohlendioxid in die Atmosphäre freigesetzt. Es ist deshalb wichtig, noch existierende naturnahe Moorflächen zu erhalten. Das legt die Moorschutzstrategie jetzt fest:
Bisher nicht genutzte Moorflächen sollen auch künftig nicht genutzt werden und, wenn möglich, vollständig wiedervernässt werden. Dazu soll auch gesetzlich
klargestellt werden, dass der Moorschutz im öffentlichen Interesse liegt.
Bund-Länder-Zielvereinbarung zum Klimaschutz durch Moorbodenschutz vom 20. Oktober 2021
Die Bund-Länder-Zielvereinbarung zum Klimaschutz durch Moorbodenschutz, bildet den Rahmen für ein koordiniertes Handeln von Bund und Ländern im Moorboden-
schutz. Sie wurde am 20. Oktober 2021 mit der Unterzeichnung durch die Bundesministerinnen für Umwelt und Landwirtschaft abgeschlossen und in Abstimmung mit den
Ländern veröffentlicht. Fast alle für den Moorbodenschutz zuständigen Ressorts der Länder haben die Vereinbarung ebenfalls gezeichnet. Lediglich die Ministerien in
Sachsen-Anhalt konnten wegen der Neubildung der Landesregierung die Vereinbarung bisher nicht zeichnen und haben einen nachträglichen Beitritt in Aussicht gestellt.
Kernanliegen der Zielvereinbarung ist es, die Treibhausgasemissionen, die von entwässerten Moorböden ausgehen, zu reduzieren. Im Jahr 2019 stammten in Deutsch-
land 6,7 Prozent der Treibhausgasemissionen (ca. 53 Millionen Tonnen KohlendioxidÄquivalente) aus entwässerten Moorböden. Mit der Zielvereinbarung streben Bund
und Länder an, die jährlichen Treibhausgasemissionen aus Moorböden bis zum Jahr 2030 um 5 Millionen Tonnen Kohlendioxid-Äquivalente zu senken. https://www.umweltministerkonferenz.de/documents/bericht-zu-top-7_2_1642070483.pdf
Darstellung des Bundesumweltministeriums, dort ist auch der Wortlaut der Bund-Länder-Zielvereinbarung zu finden: https://www.bmuv.de/download/bund-laender-zielvereinbarung-zum-moorbodenschutz
Moore sollten alle wiedervernässt werden Tagesspiegel 27. Oktober 2022:
Deutliche höhere Ziele für die Restaurierung von Mooren im EU-Naturwiederherstellungsgesetz hat das Greifswald Moor Centrum am Mittwoch bei einer Veranstaltung in Brüssel gefordert. Weitere Empfehlungen zum Kommissionvorschlag für das Gesetz vom Juni sind in einem Policy Brief zusammengefasst.
Das Papier verfasste das Greifswald Moor Centrum mit der gemeinnützigen Organisation Wetlands International sowie mit Naturschützer:innen und Wissenschaftler:innen aus ganz Europa. „Wir begrüßen die auf landwirtschaftlich genutzte Moore ausgerichteten Ziele des Legislativvorschlags“, teilte Jan Peters von der Michael Succow Stiftung, Partner im Greifswald Moor Centrum, mit. Er sagte: „Neben der Landwirtschaft sollten aber auch andere Landnutzungsformen wie Forstwirtschaft oder Torfabbau berücksichtigt werden, da sie in einigen Mitgliedstaaten eine wichtige Rolle bei der Zerstörung von Mooren spielen.“
In der jetzigen Form seien die Ziele des Vorschlags im Hinblick auf die Hauptursachen für die Degradierung der Moore lückenhaft. Die Restaurierung von Mooren sollte immer eine Verbesserung der hydrologischen Bedingungen beinhalten, vor allem die Wiedervernässung. Sie sei die Grundvoraussetzung zum Erreichung von Zielen bei der Moorrestaurierung – „nur hohe Wasserstände bewahren langfristig den Torf, die enormen Kohlenstoffvorräte, fruchtbare Böden für die Landwirte und damit die Lebensräume für die einzigartige Artenvielfalt für eine bessere, nasse Moor-Zukunft“, sagte Peters.
Daher empfiehlt das Papier, die Wiedervernässung in allen Moor-Restaurierungsvorhaben einzuschließen und die Moor-Restaurierungsziele bis 2050 deutlich zu verbessern. Entwässerte Moore müssten auf allen Landnutzungsformen – außer bei Siedlungen auf Moor – renaturiert werden. Es brauche außerdem ein verpflichtendes Monitoring der Maßnahmen.
Moor oder Hafen
Der Rostocker Hafen soll einer der nachhaltigsten Häfen im Ostseeraum werden. Geplant ist ein Wasserstoffkraftwerk, gespeist von einem Offshore-Windparkfeld vor der Küste. Doch ist die dafür notwendige Flächenerweiterung alles andere als nachhaltig: 82 Hektar Moorfläche sollen weichen.
KATAPULT M-V vom 19. 1. 2022
Die unbekannten Klimaschützer
Trockengelegte Moore stoßen jährlich doppelt so viel CO2 aus wie der weltweite Flugverkehr. Die Wiedervernässung dieser Ökosysteme würde den Klimaschutz enorm voranbringen.
Greifswald Moor Centrum
Die Universität Greifswald, die Michael Succow Stiftung und das Institut für Nachhaltige Entwicklung der Naturräume der Erde (DUENE e.V.) arbeiten am Standort Greifswald als Greifswald Moor Centrum zusammen.
Moore schützen! Beiträge im BUND-Magazin 02/202
BUND: Moore: Refugien für seltene Arten und wichtiger Klimaschützer
BUND: Wie Moore das Klima schützen